Bei „Kumbaya, my Lord“ singen die „Unnerhaus-Jazzband“ Fans kräftig mit

Viertel vor acht betrete ich das Landstuhler „Unnerhaus“ und bin gleich überrascht von den vielen Gästen, die im Wintergarten essen und trinken. Ach, wahrscheinlich keine Musikfans, deswegen sitzen die hier oben, denke ich. Einige Treppenstufen später betrete ich den Jazzkeller und kaum zu fassen – kein einziger Sitzplatz mehr zu haben. Die Gäste sind schon bei bester Laune, haben fast alle leckeren Tapas verspeist und warten nun bei Bier und Wein auf den Beginn des Konzerts. Gut, dass ein paar „Lautrer“ Gäste mit mir „Erbarmen“ haben, sie rücken zusammen und nehmen mich in ihre Mitte auf. Ein sehr netter Zug! Dass ich da zwischen Eugen Damm und Norbert Thines gelandet bin, macht die Platzwahl nur noch interessanter...

Nach „Some of these days“ begrüßt Franz Wosnitza, das Landstuhler Jazz-Urgestein, alle Anwesenden sehr herzlich. Die „Unnerhaus Jazzband“, deren Besetzung immer ein wenig variiert, tritt an diesem Abend mit zwei Bläsern an:

Klaus Gaar aus Frankfurt an der Posaune und Franz Wosnitza am Kornett. Am Sousaphon brilliert Charly Zerfass aus Bad Kreuznach, der vom Bandleader als guter langjähriger Freund vorgestellt wird, dabei betont er dessen langjährige musikalische Karriere beim Polizeiorchester. Jeff Green, direkt aus Italien kommend, an der Klarinette und Henrik Dahn am Banjo dürfen nicht fehlen, ebenso wenig wie der junge neue „Zauberer am Schlagzeug“ (Zitat Wosnitza): Andreas Eichenauer von der Musikakademie in Mannheim.

Musikalisch geht die Reise weiter mit „Back home in Indiana“ und „Margie“ bis dann ein Blues ansteht, der natürlich das Thema der Liebe besingt: „Careless love blues“. Dass Franz und Henrik sich für die sehr unterhaltsame deutsche Cover-Variante: „Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand, den ich in der Lasagne fand“ entschieden, hebt die Stimmung im Jazzkeller. Nach Blues uns Swing-Stücken trumpft die Band kurz vor der Pause mit dem weltbekannten „Hello Dolly“ in der Version von Louis Armstrong auf. Ein immer temporeicherer „China Boy“ feuert die Zuhörer im Anschluss zum Klatschen und „Bravo-Rufen“ an – mit Schweißperlen auf der Stirn „dürfen“ die sechs Musiker nun in die wohlverdiente Pause gehen.

An meinem Tisch – von knapp 20 Leuten komme nur ich aus Landstuhl – sitzen Jazzfans aus Kaiserslautern, die die Band auch von Auftritten vom „Bremerhof Musiksommer“ oder von Jazzwanderungen kennen. An dieser Stelle schon der Hinweis: Die nächste Jazz-Wanderung findet am 16. Juni statt. Start ist um 10.00 Uhr an der Sickingen Burg. Gemütliche zehn Kilometer lang wird mit sechs musikalischen und kulinarischen Stationen durch den Pfälzer Wald gewandert, die Abschlusssession findet wieder auf der Burg statt, gegen 16.00 Uhr. Gut im Kalender vormerken!

Mit einer ganz eigenen Interpretation des Frühlingsvolksliedes „Der Mai ist gekommen“ startet die Band in die zweite „Halbzeit“. Hier stimmen schon viele Zuhörer mit ein, die das Liedgut aus der eigenen Schulzeit noch kennen oder auch selbst in Chören singen. Mit „On the sunny side of the street“ lädt Wosnitza einen weiteren wohlbekannten musikalischen Gast auf die Bühne ein: Smitty. Bei Smittys „Georgia on my mind“ fühlt sich das Publikum in den amerikanischen Süden versetzt und die gefühlvollen Soli von Klaus Gaar an der Posaune unterstützen dieses „Feeling“. Gaar, der zum 1. Mal im Unnerhaus spielt, zeigt v.a. bei „Christopher Columbus“ die ganze Bandbreite seines Könnens.

Kurz vor der zweiten Pause widmet sich Franz Wosnitza dem jungen Schlagzeuger der Band, Andreas Eichenauer, und erzählt von seiner Karriere als Jazzmusiker. In dem ersten Jugendcamp der „Old Jazz Union“ (deren Vorsitzender Wosnitza ist) konnte man den weltbekannten Schlagzeuger Trevor Richards als Dozent gewinnen. Als dieser Andreas Eichenauer am ersten Tag sah, der junge Mann kam mit einer – Zitat Wosnitza – „Trash Heavy Metal Ausstattung, verziert mit Totenköpfen“, sagte Trevor „No way“. Jedoch eine Woche später sah alles ganz anderes aus: Trevor Richard war von Eichenauers musikalischem Talent begeistert und der Nachwuchsmusiker hatte mit viel Spaß und Motivation richtig guten Jazz kennen gelernt. Mit Blick auf das Durchschnittsalter der anwesenden Gäste (und Musiker) macht Franz Wosnitza also dennoch Hoffnung: Die junge Generation will Jazz spielen, sie ist hoch motiviert, aber die erfahrenen Musiker müssen auch auf diesen Nachwuchs zugehen und sie mit ihrer langjährigen Erfahrung begeistern.

Mit viel Humor meldet sich hier auch Eugen Damm zu Wort: „Kannsche mich ach noch unnerbringe? Ich hann Blockflöt gelernt und bin voll motiviert.“ – Der Mundartdichter hatte die Lacher auf seiner Seite!

Mit exotischen Rhythmen („Jambalaya“) und einem sehr emotionalem „Kumbaya, my Lord“ zauberten die Vollblutmusiker immer mehr Stimmung in den Unnerhaus Jazzkeller und die zahlreichen Gäste, die v.a. aus Kaiserslautern und der Ferne und leider weniger aus Landstuhl, angereist kamen, klatschten begeistert im Rhythmus der Musik und stimmten gemeinsam in den Refrain dieses weltbekannten Gospels ein.

von Dr. Martina Mangasser