– Ein Abstecher zur Verena-Kapelle in Mittelbrunn –

Die Reste eines mittelalterlichen Dorfkirchleins, die auch heute noch ein fast verborgenes und scheinbar vergessenes Dasein fristen, sind das Ziel unseres heutigen Ausflugs. Es geht zur so genannten Verena-Kapelle in Mittelbrunn. Ein Besuch der Ruine der ehemaligen Dorfkirche stellt nicht nur eine Reise in die Vergangenheit dar, sondern ähnelt auch einer Entdeckungstour, denn entdeckt will zumindest der Zugang zur Kapelle sein, der dieser Tage fast verborgen ist unter den Hecken, die das Areal der Mauerreste des einstigen Gotteshauses auf drei Seiten umgeben. Auf der vierten Seite befinden sich die Mauern eines landwirtschaftlichen Anwesens, die die Kapelle zur Hauptstraße hin abschirmen.
Das ehemalige Kirchlein selbst befindet sich fast am Ortsausgang Richtung Landstuhl. Der Zugang ist von der Hauptstraße her gekennzeichnet durch ein Schild, das in die Richtung der Kapelle und dem Zugang weist, der nur wenige Meter abseits der Hauptstraße die geschäftige Gegenwart von der Ruhe der mittelalterlichen Mauerreste trennt.
Wann genau die ehemalige Dorfkirche erbaut wurde, die man der Heiligen Verena geweiht wurde, ist nicht genau bekannt. Historiker haben jedoch herausgefunden, dass die Kirche, die aus rotem Sandstein erbaut ist, aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammen muss, darauf deuten zumindest die stilistischen Merkmaler der Mauern hin, die die Jahrhunderte überdauert haben. Erstmals wird die Kirche im Wormser Synodale von 1496 erwähnt. Dabei handelt es sich um einen Bericht über eine Visitation, also eine Besuchsreise, zu allen Pfarreien im damaligen Bistum Worms. Der Bericht, der in lateinischer Sprache verfasst ist, stellt eine wichtige Quelle der lokalen Geschichte dar, finden in ihm doch zahlreiche Kirchen und Orte zum ersten Mal eine dokumentierte urkundliche Erwähnung – so auch die Kirche der heiligen Verena in Mittelbrunn.
Damals gehörten das Dorf und seine Bewohner gleich mehreren adeligen oder geistigen Grundherrn, ein sechstel des Dorfes beispielsweise den Sickingern und damit später auch dem Berühmten Franz, der bekanntlich in Landstuhl an allen Ecken und Enden Erwähnung findet.
Aus dem Wormser Synodale geht hervor, dass die Mittelbrunner Kirche eine Filiale von Landstuhl war, und die Dorfbewohner die Kirche wohl mit eigenen Mitteln erbaut hatten und auch unterhielten.
Höchstwahrscheinlich ist, dass Mittelbrunn ebenso wie die meisten Dörfer auf der Sickinger Höhe und nahezu der gesamten Pfalz im Dreißigjährigen Krieg entvölkert und die Kirche vermutlich teilweise oder stark beschäftigt wurde. 1718 soll der letzte Gottesdienst in den Kirche stattgefunden haben. Danach wurde das baufällige Gebäude nicht mehr benutzt und für mehr als 200 Jahre wohl weitgehend sich selbst überlassen.
Nachdem heutzutage der Komplex wieder freigelegt ist, sind die Grundmauern der einst zweischiffigen Kirche deutlich sichtbar, ebenso wie der quadratische Chor auf der Ostseite, über den sich wahrscheinlich ein Kirchturm erhob. Gut erkennbar sind auch die Steintische der beiden Altäre im Haupt und Seitenschiff, von denen einer an der Rückseite eine quadratische Nische enthält. Das Kirchenschiff, dessen Betreten leider verboten ist, ist zwölf Meter lang und etwa sechs Meter breit, das im Süden befindliche Seitenschiff hat eine Breite von zirka drei Metern. Am besten erhalten sind die drei Säulen, die das Haupt- vom Seitenschiff trennten und über die sich beute noch vier Bögen spannen. Säulen und Bögen sind maßgeblich verantwortlich für die Atmosphäre, die die Anlage heute ausstrahlt und ihr einen fast mystischen Charakter geben würden, wenn man nicht durch die Bögen auf die Gebäude der benachbarten Agrarökonomen blicken würde… (red)

<- Zurück zur Übersicht