– Ein Besuch des Römermuseums in Schwarzenacker –

Das Römische Reich war um die Zeitenwende die unbestrittene Großmacht in weiten Teilen Europas, in Vorderasien und Nordafrika. In seiner größten Ausdehnung herrschten die Römer nicht nur bis fast nach Schottland, sondern auch die Pfalz und die umgebenden Regionen waren fest in der Hand der Invasoren aus dem heutigen Italien und ihrer Legionen. Auch in der Nord- und in der Westpfalz haben die Römer in den rund drei Jahrhunderten, die sie hier das Sagen hatten, ihre Spuren hinterlassen, zumal damals schon eine Fernstraße das römische Divodurum (Metz) mit dem ehemaligen Borbetomagus (Worms) verband, die nachweislich über weite Strecken recht parallel zur A6 verlief – auch wenn sie dabei einen Bogen um die westpfälzer Moorniederung machte. So ist es nicht verwunderlich, dass sich insbesondere in der Nähe dieser Fernstraße vermehrt bauliche Spuren finden lassen, beispielsweise der Heidenfels zwischen Landstuhl und Kindsbach oder eine vermutete Villa Rustica, also ein Römisches Landgut, an der Südflanke des Potzbergs.
Viel konkreter sind indes die Spuren, die die Römer im heutigen Schwarzenacker, einem Stadtteil von Homburg, hinterlassen hatten. Dort befand sich bis zum Jahr 275 oder 276 eine Etappenstadt mit bis zu 2000 Einwohnern – bis sie von den Alemannen, einem Stamm der Germanen, bei einem Überfall in Schutt und Asche gelegt wurde.
Fast 1700 Jahre später begann man damit, die Überreste der römischen Stadt, initiiert durch Alfons Kolling, den Landesarchäologe des Saarlandes, freizulegen und bis Mitte der 1980er Jahre in ein Freilichtmuseum umzuwandeln. Ziel war es damals, archäologische Themen und das Wissen um die Vergangenheit einem breiten Publikum zu vermitteln – was Kolling und seinen Nachfolgern bis heute gelingt, denn das Freilichtmuseum ist insbesondere an schönen Tagen ein gut besuchtes Ziel insbesondere von Familien mit Kindern. Zu besichtigen sind in Schwarzenacker ausgegrabenen Grundrisse von Gebäuden, diverse Außenanlagen, Straßen und Kanäle sowie einige Häuser und Anlagen, die wieder aufgebaut wurden. Das sogenannte „Haus des Augenarztes“ beispielsweise vermittelt einen Eindruck vom Leben begüterter Römer mit Wandmalereien und einer Fußbodenheizung.
Kombiniert wurde das Freilichtmuseum mit einem so genannten Edelhaus, das um 1725 errichtet wurde und in dem römische Funde aus der Region gezeigt werden, sowie einem im Stil des Barock gestalteten Garten, der nach der Ausgrabung des Vicus angelegt wurde und der, obwohl er nichts mit den alten Römern zu tun hat, für ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität sorgt. Vor der Eingangstreppe des Edelhauses wurden Nachbildungen lebensgroßer römischer Reiterstandbilder aufgestellt, die 1887 im nahegelegenen Breitfurt entdeckt wurden. Die Originale standen viele Jahre vor dem Eingang des Historischen Museums der Pfalz in Speyer. Zu sehen ist zudem eine übergroße Nachbildung eines 1980 in der Nähe gefundenen römischen Dodekaeders. Dabei handelt es sich um ein Artefakt aus der Zeit der Galloromanischen Kultur, über deren Verwendungszweck die Wissenschaft bis heute rätselt. Mittlerweile wurden über hundert der meist Faustgroßen Dodekaeder gefunden, die zwölf gleich große jeweils fünfeckige Außenflächen mit einem Loch in ihrer Mitte aufweisen. Obwohl manches darauf hinweist, dass es sich bei den Fundstücken um religiöse Objekte oder astronomische Instrumente handelt, spricht die Häufigkeit und die Gleichartigkeit der aufgefundenen Dodekaeder für eine eher profane Nutzung: die Vermutung liegt nahe, dass es sich dabei um einen Handschuhstricker handelt – ähnlich einer Strickliesel.
Im Römermuseum finden von März bis Oktober regelmäßig Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene zu verschiedensten Themen statt. Dazu gehören Kräuterseminare, Einblicke in die Römische Küche, Römisches Handwerk, Workshops und Führungen durch die Anlage.
Der Barockgarten ist frei zugänglich, der Eintritt in das Museum und die Ausstellung im Edelhaus kostet 6 Euro, es gibt auch ein Familienticket für 14 Euro. (red)

Mehr Infos gibt’s online auf der Seite www.roemermuseum-schwarzenacker.de

 

 

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