– Wo Mandeln und Forsythien blühen –
Schlappe 50 Kilometer Luftlinie trennen die Westpfalz und Landstuhl vom Rand des Haardtgebirges und der ostpfälzischen Tiefebene. Während die Vegetation in der Westpfalz dank der vergangenen sonnigen und in den Nachmittagsstunden doch recht milden Tagen so langsam in die Puschen kommt, wirkt dieser Tage ein Abstecher nach Mußbach und Gimmeldingen bei Neustadt wie eine Reise durch die Zeit: die ersten Mandelbäume, Forsythienbüsche und der Weißdorn haben dort bereits zu blühen begonnen. Die milden Temperaturen rund hatten bei den Frühblühern links und rechts der Deutschen Weinstraße gewissermaßen für einen Turboeffekt gesorgt und so standen bereits viele der unzähligen Madelbäumchen, für die der zentrale Bereich des Weinanbaugebiets Pfalz mindestens ebenso berühmt ist, wie für seinen Riesling, in überraschend voller Blüte – und sorgte für einen bisschen Frühlingsstimmung.
Noch ist der Besucherstrom zu den Mandelbäumchen im Rahmen des Erträglichen. Das wird sich im Läufe des März insbesondere an den Wochenende allerdings zusehends ändern. Und spätestens dann, wenn die Oberen des Neustadter Stadtteils Gimmeldingen offiziell bekanntgeben, an welchen beiden Wochenenden in diesem Jahr das Mandelblütenfest gefeiert wird, wird die Zahl der Besucher gefühlt die Zahl der Blüten an den Bäumchen übersteigen. Seit der Corona-Zwangspause heißt das überaus beliebte Fest übrigens „Gimmeldinger Mandelblüte“ und wird nicht mehr nur an einem sondern gleich an zwei Wochenenden als erstes Weinfest in der Pfalz gefeiert.
Um den Festtermin zu bestimmen, hat am vergangenen Wochenende eine speziell dafür gebildete Kommission die Mandelbäume begutachtet. Aus dem Fest-Termin macht man in Gimmeldingen allerdings ein großes Geheimnis und gibt ihn erst wenige Tage vorher bekannt – und trotzdem oder gerade deswegen zieht es dann zigtausende von Menschen in den Neustadter Stadtteil – mit einem vorprogrammierten Verkehrschaos.
Wer den Festtrubel umgehen und trotzdem die Mandelblüte an der Weinstraße genießen will, den bietet sich bis April und dem Ende der Mandelblüte eine ganz einfache Alternative: Die Bäumchen mit ihren rosafarbenen Blüten wachsen und blühen von Schweigen-Rechtenbach im Süden bis nach Bockenheim im Norden (und darüber hinaus auch in Rheinhessen) und bilden bis auf wenige Abschnitte eine mehr als 85 Kilometer lange Mandelblüten-Allee – genug Mandel-Kilometer, um auf einen weniger frequentierten Bereich auszuweichen. Unser (Geheim)-Tipp: die Bäumchen blühen zwischen Kirchheim und Bockenheim (Titel-Foto) mindestens genauso schön wie in Gimmeldingen, allerdings bei deutlich weniger Verkehrschaos.
Natürlich gibt jede Menge Gründe, die für einen Abstecher nach Gimmeldingen sprechen, denn neben der Mandelblüten-Königin gibt es nur dort einen echten Mandel-Lehrpfad. Entlang einer Allee zwischen Gimmeldingen und Königsbach wachsen rund 2500 Mandelbäumchen unterschiedlicher Sorten und Blühfarben. Anhand von Schau- und Infotafeln kann man sich unter anderem über die Geschichte der Mandelbäume informieren, die die Römer zusammen mit den Reben, Esskastanien und Feigen in den Oberheingraben mitbrachten, wo sie aufgrund des milden Klimas gedeihen. Der Mandel-Lehrpfad hat als Rundweg eine Länge von rund drei Kilometern. Start und Ziel ist am Friedhof in Gimmeldingen, wobei der Einstieg an jeder Stelle des Wegs problemlos möglich ist. Da bis Mitte der Woche noch kein Termin für das Mandelblütenfest bekannt gegeben wurde, empfiehlt sich in den nächsten Tagen ein Abstecher zum Mandel-Lehrpfad – die rosa Blüten sind schon reichlich da, die Touri-Scharen aus dem Rhein-Neckar-Raum noch nicht ganz so reichlich.
Und wer einen Spaziergang über die Mandel-Meile mit professioneller Begleitung unternehmen will, kann das bis zum 5. April immer mittwochs und samstags machen. Die rund zwei Stunden dauernde Wanderung führt einige Schritte durch den Ort über den einmaligen Mandellehrpfad mit seinen über 100 Mandelbäumen verschiedener Sorte zum König-Ludwig-Pavillon, einem sehr beliebten Aussichtspunkt, den schon der Bayernkönig Ludwig I. gerne besuchte. Während der Wanderung und später bei einem Glas Gimmeldinger Wein erfahren die Gäste viel über die Mandel, die Mandelbäume und den Weinanbau in Gimmeldingen. Zurück geht es über den Mandelbaum-Panoramaweg – mit Blick auf den Ort und das Hambacher Schloss – vorbei an herrlich weiß-rosa blühenden Mandelbäumen.
Start ist jeweils um 14.30 Uhr auf dem Kirchplatz in Gimmeldingen, die Teilnahme kostet 15 Euro (der Wein ist inbegriffen), Anmeldungen bei der Touri-Info in Neustadt unter 06321 – 92680. (von J. Link)