Auf dem ehemaligen Pfaff-Gelände im Herzen der Stadt Kaiserslautern regen sich erste Lebenszeichen. Die Pfaff-Areal-Entwicklungsgesellschaft (PEG) mit ihrem Geschäftsführer Dr. Stefan Krämer hat den Verkauf von drei Gebäuden in die Wege geleitet. Im eines der früheren Verwaltungsgebäude der Firma Pfaff wird ein medizinisches Versorgungszentrum einziehen, bei den beiden anderen verkauften Gebäuden wird es eine Verbindung zwischen Wohnen und Arbeiten geben. Die Renovierungsmaßnahmen für diese Gebäude sind im vollen Gange, das MVZ will so schnell wie möglich seinen Betrieb aufnehmen. An der Verbindungsstraße zwischen Eingangspforte zum Pfaff-Gelände hin zur Albert Schweizer Straßen wird kräftig gearbeitet, sodass ein erster Schritt zur Wiederbelebung des ehemaligen Geländes getan ist.
Hierzu war jedoch viel Vorarbeit notwendig. In einem Kompromiss hatte sich die Stadt Kaiserslautern mit einer Bürgerinitiative darauf verständigt, acht der ehemaligen Gebäude zu erhalten. Alles andere wurde „selektiv zurückgebaut“, was im Klartext den Abriss bedeutete. Dann folgten die Bodensanierungen, teilweise ein sehr aufwendiger Vorgang, da es in früheren Zeiten insbesondere bei Industrieunternehmen Umweltschutzmaßnahmen wie heute noch nicht gab. Und schließlich musste und muss das Gelände mit Versorgungsleitungen wie Strom-, Wasser-, Abwasserleitungen etc. neu erschlossen werden. Nicht ohne Stolz berichtet der Geschäftsführer Dr. Stefan Krämer, dass die Hälfte des Geländes erschlossen sei und alsbald zum Verkauf stünde, der Rest solle bis Ende 2027 ebenfalls vollkommen erschlossen sein. Von den ehemals 21 ha Betriebsgelände seien 4,5 ha verkauft, für den Rest müssten noch Käufer gefunden werden.
Von den zu erhaltenden Gebäuden fällt insbesondere der ehemalige Speisesaal und das ehemalige Kesselhaus auf. Der Speisesaal ist der größte Saal in Kaiserslautern und ist für 2000 Personen ausgelegt. Beim ehemaligen Kesselhaus steht nur noch ein Teil der Außenwände mit schönen Verzierungen und der Jahreszahl 1906. Für beide Gebäude müssen Investoren gefunden werden, die nicht nur mit viel Geld den Wiederaufbau bzw. die Sanierung betreiben, sondern auch gute Ideen für die Verwendung haben.
Das Gebäude, in denen die Entwicklungsgesellschaft ihr Domizil hat, wurde ausschließlich von regionalen Firmen renoviert und ist nahezu fertig gestellt. Lediglich die Denkmalbehörde hat einige Auflagen gemacht, die es noch zu erfüllen gilt. So müssen zum Beispiel originalgetreue Griffe für die Fenster angebracht werden. Im Eingangsbereich des Gebäudes erinnert ein „Pförtner“ mit originalgetreuer Uniform an die großartige Zeit der Familie Pfaff, als sie mit der Herstellung von Nähmaschinen für mehr als ein Jahrhundert der größte Arbeitgeber in Kaiserslautern gewesen ist. Rund um die Fenster der Eingangshalle sind Nähmaschinen in allen Varianten aufgestellt. Eine wurde im Schlick bei den Sanierungsarbeiten gefunden. Auf dem Eingangsportal zum ehemaligen Pfaff-Gelände soll noch die ursprüngliche Leuchtreklame mit zwei Nähmaschinen neben den bestehenden Schriftzug Pfaff angebracht werden.
Die Firma Pfaff, die für so viele Menschen in Kaiserslautern Lebensmittelpunkt war, soll in irgendeiner Weise weiterleben. Pfaff ohne die BürgerInnen von Kaiserslautern und umgekehrt war lange Zeit nicht zu denken. Deshalb war es ein Anliegen der Entwicklungsgesellschaft, die BürgerInnen der Stadt von Anfang an in die Entwicklung des Projektes mit einzubeziehen. Mit der Bürgerinitiative wurde ein Kompromiss über den Erhalt von acht Gebäuden gefunden, die Anwohner werden zu regelmäßigen Versammlungen eingeladen. Dort werden sie über den Fortgang der Arbeiten informiert, Probleme werden besprochen.
Und aktuell die wichtigste Aufgabe der Entwicklungsgesellschaft? Es sind die Finanzen, sagt Geschäftsführer Dr. Krämer, die Sanierung habe mehr Mittel verschlungen als veranschlagt. In einem Bereich des Geländes sei die Bodensanierung besonders aufwendig gewesen, dies habe zusätzliche 2 Millionen Euro verschlungen. Die Stadt Kaiserslautern sei finanziell nicht auf Rosen gebettet, sodass die PEG selbst Ausschau nach zusätzlichen finanziellen Mitteln halte.
Und die weitere Zukunft des Geländes? Soll es ein lebendiger Stadtteil mit allen zur Infrastruktur notwendigen Geschäften geben? Wie soll die Verbindung zwischen Arbeit und Wohnen konkret aussehen? Wird es eine Reaktion auf die aktuellen Krisen der Energieknappheit und des Klimawandels geben? Gibt es einen Stadtteil der Investoren oder haben auch einfache Leute eine Chance, sich dort niederzulassen?
Darüber werden wir in einem nächsten Artikel berichten. Zudem wollen wir einen ehemaligen Pfaffianer zu Wort kommen lassen. (Von Wolfgang Feth) 

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