– Ein Besuch der „Area One“ bei Fischbach im Pfälzerwald –

Unser heutiger „Sonntagsausflug“ führt uns zu Relikten des Kalten Kriegs und zurück in eine Zeit, deren Weltanschauung durch den russischen Überfall auf die Ukraine seit wenigen Tagen – leider – aktueller denn je ist: Das ehemalige Sonderwaffenlager „Area One“ in Fischbach bei Dahn. In Zeiten des Kalten Kriegs unterhielten die US-Streitkräfte ab Mitte der 1950er-Jahre im Pfälzerwald zwischen Fischbach, Ludwigswinkel und der Französischen Grenze das so genannte Fischbach Ordnance Depots.
Auf dem rund 680 Hektar großen Areal, das mit einer fast 32 Kilometer langen Zaunanlage von der Außenwelt abgeriegelt war, waren umfangreiche Lager und Versorgungseinrichtungen sowie die dazugehörige Infrastruktur für die Wachmannschaften untergebracht. Zu Spitzenzeiten gehörten dazu neben fast 100 Bunkeranlagen und Unterkünften für die Soldaten auch ein Kino, eine Kirche, ein eigener Feuerwehrstützpunkt, Reparaturwerkstätten und Verwaltungsgebäude. Im Herzen des Fischbach Depots befand sich die „Area One“, in der neben Atomsprengköpfen vermutlich auch Giftgas-Granaten gelagert wurden. Die Sicherheitseinrichtungen wurden zwischen 1977 und 1980 wegen der RAF-Anschläge auf militärische Einrichtungen in Deutschland nochmals gründlich verschärft, unter anderem bekam die „Area One“ befestigte Kampfstände sowie ein massives Wachgebäude einschließlich eines Wachturms.
Einer breiten Öffentlichkeit wurde das Fischbach Depot und sein Sonderwaffenlager im Rahmen der Friedensbewegung ab Mitte der 1980er Jahre erst so richtig ins Bewusstsein gerufen. In diesen Zeiten fanden regelmäßig Demos und Sitzblockaden vor den Toren des Depots statt. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und den nachfolgenden Abrüstungsvereinbarungen wurde das Lager bis 1994 von den US-Streitkräften komplett geräumt und an die Bundesrepublik Deutschland zurück gegeben. Die meisten Gebäude wurden in den Folgejahren abgerissen, das Gelände fiel an die Gemeinden Ludwigswinkel und Fischbach zurück, einen Teil der Anlage wandelte man in Fischbach in einen kleinen Gewerbepark um.
2009 gründete sich die Interessengemeinschaft (IG) „Area One“ mit dem Ziel, das Sonderwaffenlager, das bis dato noch nicht zurückgebaut war, für die Nachwelt als Mahnmal und Erinnerungsstätte zu erhalten. 2012 wurde das Gelände unter Denkmalschutz gestellt, ebenfalls seit 2012 beteiligt sich die IG mit Führungen und Vorträgen am „Tag des offenen Denkmals“, der immer am zweiten Septembersonntag stattfindet. Am Denkmalstag 2015 konnte die IG einen beschilderten Rundweg einweihen, entlang des Wegs informieren13 Infotafeln – von denen diese Infos stammen – über die Geschichte des Geländes, was die US-Streitkräfte in den Bunkern lagerten, wie das Leben der Wachsoldaten ablief und vieles mehr.
Der Startpunkt zu dem historischen Rundweg befindet sich an der K 43 zwischen Ludwigswinkel und dem Gewerbepark Fischbach, wo es etwa 500 Meter hinter der Ortslage von Ludwigswinkel in einer Linkskurve einen Wanderparkplatz gibt. Dort weist ein leider nur sehr dezentes Hinweisschild den Weg zum Eingangsbereich der „Area One“, den man nach einem guten Kilometer Fußmarsch über die ehemalige Zugangsstraße erreicht. Achtung: Wenige hundert Meter hinter dem Wanderparkplatz erreicht man eine erste Weggabelung, an der leider kein Hinweis zu finden ist. Trotz eines roten Pfeils an einem Baum, der nach links zeigt, muss man dem rechten Abzweig folgen, um nach rund 700 Metern nochmals rechts abzubiegen, bevor man das eigentliche „Area One“ erreicht.
Von der ursprünglichen Bebauung haben sich neben den Bunkern ein Wachhaus, der Turm und zwei MG-Stände erhalten. Die Gebäude weisen an Innen- und Außenwänden zwar zahlreiche Graffiti auf, befinden sich allerdings der Tatsache, dass sie jederzeit frei zugänglich sind, in einem relativ guten Zustand. Selbst die Innenräume wurden von Zerstörungsorgien hirnloser Zeitgenossen bislang weitgehend verschont, auch zeigen sie sich hinsichtlich der olfaktorischen Wahrnehmung in einem deutlich besseren Zustand als beispielsweise die Bahnunterführung in Landstuhl.
Der eigentliche Rundweg durch die „Area One“ hat eine Länge von einem guten Kilometer und führt an 15 Munitionsbunkern vorbei, von denen zwei betreten werden können, die anderen Bunker sind verschlossen.
Leider befindet sich weder am Wanderparkplatz noch auf dem Zuweg oder entlang des Rundwegs eine Bank oder eine andere Möglichkeit, um eine Rast einzulegen. Dafür sind die Wege in einem guten Zustand, für Kinderwagen absolut geeignet und bieten auch nach längeren Regenfällen die Möglichkeit zu einem ausgedehnten und matschfreien Spaziergang durch den Wald.
Fazit: Ein Abstecher zur „Area One“ ist insbesondere für Menschen geeignet, die sich für die jüngere Zeitgeschichte interessieren. Natur- und Landschaftsliebhaber kommen anderorts auf ihre Kosten. (red)

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