– Gemütliche Wanderung zurück in der Zeit –
Unsere heutige Wanderung führt nicht nur auf einem gemütlichen, weil nicht allzu steilen Weg um die Südwestflanke des Potzbergs, sondern auch ein schönes Stück zurück in die Zeit, als in der Westpfalz noch nach Quecksilber und andere Bodenschätzen in Gruben und Bergwerken gegraben wurde.
Start der rund fünf Kilometer langen Wanderung ist in Neukirchen am Potzberg im Bereich der Kirchbergstraße. Von dort geht es zunächst in Richtung des Sportplatzes über einen gut ausgebauten Wirtschaftsweg. Den Weg zum Sportplatz lassen wir an einer sehr schön liegenden Ruhebank links liegen und folgen den Wirtschaftsweg weiter, bis er an einer Weggabelung auf die Wandermarkierungen des Potzbergvereins trifft, die den „Großen Südlichen Rundweg“ ausweisen. Diesen Markierungen, eine stilisierte Kapelle oder Kirche, folgen wir ab diesem Zeitpunkt, ab dem gleichzeitig der Wirtschaftsweg in einen Feldweg übergeht. Kurz bevor der Wanderweg, der wie alle vom Potzbergverein markierten Wege übrigens vorbildlich ausgewiesen ist, auf den Wandrand trifft, bietet sich den Wanderern (oder vielmehr Spaziergängern) eine schöne Fernsicht in südwestliche Richtung.
Etwa einen halben Kilometer nach dem Waldrand nähern wir uns dem Spelgenbach, ein Wasserlauf, der etwas oberhalb unseres Weges am so genannten Schützenbrunnen seinen Ursprung hat.
Das Bächlein plätschert normalerweise gemütlich die Bergflanke herab und kann in regenarmen Sommern wie 2020 und 2019 schon mal trocken fallen. Die ergiebigen Regenfälle der zurückliegenden Wochen haben das Bächlein jedoch in einen rauschenden Wildbach verwandelt, dessen Geräuschpegel die Wanderer schon von weitem begrüßt und fast schon einen alpinen Charakter aufweist.
Kurz nach der Überquerung des Spelgenbachs gabelt sich erneut der Weg und die Markierung des Potzbergvereins führt nach rechts über einen anscheinend sehr wenig begangenen und teilweise etwas zugewachsenen Weg. Nach etwa einem Kilometer und kurz bevor der Große Südliche Rundweg auf einen geschotterten Wirtschaftsweg einschwenkt, entdeckt man rechts des Weges an einem felsigen Abhang eine Unzahl von mit Moos bedeckten Steinen liegen, sowie links etwa 20 bis 30 Meter abseits des Weges Strukturen in der Erde, die auf ein ehemaliges Bergwerk hindeuten. In der Tat handelt es sich dabei um die Überreste der Grube „Alter Potzberg“ und damit der ältesten Stelle, an der am Potzberg nach Quecksilber, Schwefel und Anderem geschürft wurde. Die Anfänge des Bergbaus reichen bis in die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts zurück und währten an der Grube „Alter Potzberg“ etwa 90 Jahre. Dabei wurden die Erze ausschließlich oberirdisch oder in ganz flachen Stollen abgebaut, tiefe Stollen wurden erst in späteren Jahren in die Nordflanke des Berges getrieben, da die Vorkommen dort deutlich ergiebiger waren als in der Grube „Alter Potzberg“. Was bis heute zurück blieb, ist neben dem Steinfeld eine schmale etwa zwei Meter tiefe Spalte durch den felsigen Untergrund, der an dieser Stelle aus so genanntem Konglomerat besteht. Dabei handelt es sich um ein Sedimentgestein, das ähnlich wie Sandstein vor Millionen von Jahren entstanden ist, neben den feinen Anteilen jedoch auch grobe Kieselsteine enthält und fast künstlich wirkt.
Rund 100 Jahre, nachdem man das Schürfen nach Quecksilber in der Grube „Alter Potzberg“ eingestellt hatte, versuchte man unweit davon im Tal des Spelgenbachs in einer Tiefbohrung zu erkunden, ob man auch am Potzberg nach Steinkohle graben könne. Bei der Bohrung, die zwischen März und September 1892 bis in eine Tiefe von 400 Metern vordrang, entdeckte man zwar mehrere Kohle führende Erdschichten, deren Ausbeute sich jedoch nicht rentierte – wer weiß, wie andernfalls die Geschichte der Dörfer am Potzberg verlaufen wäre?
Zurück in der Gegenwart und zurück auf dem Großen Südlichen Rundweg stößt man wenige wenige hundert Meter weiter auf einen sehr schönen Aussichtspunkt über das Glantal. Am Wegesrand steht dort zudem eine schöne Ruhebank, auf der man sich von der Reise in die Montanhistorie der Region ausruhen und für den Rückweg auf gleichen Pfaden die nötige Kraft schöpfen kann. (red)