– Wanderung in eine ferne Vergangenheit –

Unser heutiger Wandertipp stellt eine Art Reise durch die Zeit dar, in der wir einen Abstecher rund 2200 bis 2800 Jahre in die Vergangenheit unternehmen. Damals siedelten die Kelten in Europa, deren Reiche sich von Irland bis fast an das Schwarze Meer erstreckten.
Auch die Nordpfalz wussten die Verwandten von Asterix und Co. als Gegend zu schätzen, in der es sich leben lässt, wie zahlreiche bauliche Hinterlassenschaften heute noch veranschaulichen. Neben einer Großsiedlung auf dem Donnersberg finden sich in einem Streifen nördlich Kaiserslauterns, der von Weilerbach im Westen bis nach Enkenbach-Alsenborn im Osten reicht, rund 400 Grabhügel aus der Zeit der keltischen Besiedelung der Region. Diese Anhäufung ist in Deutschland einzigartig und stellte für die Archäologen einen wahre Fundgrube dar, um ihr Wissen über ein Volk zu mehren, das nachgewiesenermaßen bewusst vermied, dauerhafte schriftliche Zeugnisse zu hinterlassen. Bei den Grabhügeln handelt es sich in erster Linie um sogenannten Prunk- oder Fürstengräber, also Grabstätten gesellschaftlich hochgestellter Personen.

Sie enthielten oft reiche Grabbeigaben wie Waffen und Schmuck, aber auch Alltagsgegenstände, die der Wissenschaft einen guten Einblik über das Leben der Keltern bieten, soweit diese zur damaligen Oberschicht gehörten. Häufig wurden die Toten auf Wagen liegend bestattet, daneben sind auch Bestattungen auf bronzenen Klinen, einer Art Sofa, bekannt.
Zwei dieser Grabhügel befinden sich unweit des Daubenbornerhofs zwischen Kaiserslautern-Eselsfürth und Enkenbach-Alsonborn und sind das Ziel unserer Wanderung. Erreichbar ist der Daubenbornerhof, der mit seinem gleichnamigen Landgasthof sogar eine Einkehrmöglichkeit bietet, über einen Abzweig an der L 395. Kurz hinter dem Ortsschild des kleinen Weilers findet sich eine Hinweistafeln zum Kelten- und Römerweg, den die Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn im Rahmen des EU-Förderprojekts „Rätselhafte Zeitzeichen“ ausgewiesen hat, und über den man neben den beiden Grabhügel noch mehr Hinterlassenschaften der Kelten – und der Römer – in der Region entdecken kann.


Die Strecke ist gut ausgeschildert und verläuft über gut ausgebaute Wald- und Wirtschaftswege – und ein kurzes Stück über die Kreisstraße, die den Hof mit der Landstraße verbindet, auf der aber nur sehr wenig Verkehr herrscht. Bereits nach einem guten Kilometer ist man am Hügelgrab am Zollstock. Dessen ursprünglicher Standort war etwas Südlich des Daubenbornerhofs, von wo aus es beim Bau der Autobahn 1935/36 an seinen jetzigen Platz versetzt wurde. Als eine Besonderheit wies das Grab, in dem eine Fürstin oder andere hoch gestellte weibliche Person bestattet war, eine Grabstele auf, deren Original sich heute im Historischen Museum der Pfalz in Speyer befindet. Unter den reichen Grabbeigaben befand sich eine einzigartige Gewandspange in der Form eines kleinen Vogels – als echter Pfälzer wird man darin zweifellos die Urform einer Elwetritsche erkennen können…


Gleich in mehrfacher Hinsicht „besonders“ ist auch der zweite Grabhügel, dem wir einen Besuch abstatten, und der sich in nur wenigen hundert Metern Entfernung befindet. Er steht mit insgesamt 15 weiteren Hügelgräbern in der so genannten Daubenboner Heide und hat als eines der wenigsten Exemplare seiner Art einen Doppelsteinkranz als Umfassung der Hügelbasis – und er teilt das Schicksal des Hügelgrabs am Zollstock gleich in doppelter Weise: Ursprünglich weiter südlich gelegen wurde der Grabhügel beim Autobahnbau Mitte der 1930er Jahre versetzt, jedoch an den Rand der Fahrbahn in unmittelbarer Nachbarschaft der Anschlussstelle Enkenbach-Alsenborn. Erst 2007 erfolgte die erneute Versetzung an seinen jetzigen Standpunkt, wo er nicht nur seiner herausragenden Bedeutung wegen einen angemessenen Standort gefunden hat sondern von Interessierten auch gut Besucht werden kann. In der Nachbarschaft des Hügel hat man eine rustikale Sitzgruppe mit Bank aufgebaut, die zum Pausieren einlädt.


Wer mehr über die keltischen Fürstengräber erfahren will und interessiert ist, wie sie aufgebaut sind, dem sei die Nachbildung des keltischen Wagengrabs bei Weilerbach empfohlen. Dort hat man mittels einer Konstruktion aus Stahl und Steinen eine Art Schnitt durch das Grab in Originalgröße dargestellt, bei dem vor allem die Dimensionen der Grabanlage verdeutlicht werden. Der Nachbau steht direkt am Ramsteiner Weg, in unmittelbarer Nähe der Zentrale des Zweckverbands Wasserversorgung Westpfalz in Rodenbach, wo man auch parken kann. (Von Jürgen Link)

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