– Herbstliche Weinbergs-Lagenwanderung bei Forst –

Unser heutiger Ausflugstipp lässt die Herzen der Freunde eines guten Tropfens höher schlagen: Lagenbezeichnungen wie „Pechstein“, „Ungeheuer“ oder gar „Kichenstück“ haben in den Ohren von Weinkennern in aller Welt einen überaus guten Klang, sie verbinden damit die Rieslinge, die die Weinorte zwischen Neustadt und Bad Dürkheim berühmt gemacht haben und selbst historische Größen wie Otto von Bismarck den Spruch entlockten „dieses Ungeheuer schmeckt mir ungeheuer“: Es geht – natürlich – durch die Weinlagen von Forst an der Weinstraße.
Das kleine Weindörfchen zwischen Wachenheim und Deidesheim mit den großen Lagen hat bereits vor rund 15 Jahren zwei unterschiedlich lange Rundwanderwege durch seine Weinberge markiert. Unlängst wurden die Hinweisschilder, auf denen Erläuterungen zu den Lagen und den Weinen, die sie hervorbringen, stehen, grundlegend erneuert und dem aktuellen Zeitgeist angepasst – damit kommen auf den beiden Rundwegen, die rund 1,5 und 3 Kilometer lang sind, nicht nur Weinfreunde auf ihre Kosten, denn die beiden Wanderungen bieten neben jeder Menge Weinwissen auch sehr schöne Ausblicke über die Rheinebene. So kann man bei guter Sicht vom Lagenstein, dem höchsten Punkt der Rundwanderung, mit bloßem Auge unter anderem im Nordosten den Wormser Dom und im Südosten die Kathedrale von Speyer erblicken – eine wirklich einmalige Aussicht. Zudem ist ein Ausflug gerade im Herbst an die Weinstraße lohnen für alle Sinne – und das nicht nur wegen der herbstlich bunt gefärbten Weinberge.
Start und Ziel der Rundwanderung – wir haben uns für die lange Route entscheiden – bieten zwei Wanderparkplätze, ein kleinerer am nördlichen Dorfeingang sowie ein größerer unmittelbar an der Ortsumgehung. Beide Parkplätze bieten einen adäquaten Einstieg zu den Wanderwegen, wobei die Wege in unterschiedlicher Reihenfolge abgelaufen werden, je nachdem, wo man sein Auto abstellt.
Vom nördlichen Parkplatz aus geht es auf einem gut angelegten Wirtschaftsweg in östlicher Richtung immer den Haardtrand hinauf, wobei zwei Zypressen nicht nur die Richtung vorgeben, sondern zwischen all den Reben auch etwas Mediterranes versprühen. Später wird dieser Eindruck durch Mandel- und Feigenbäume am Wegesrand noch verstärkt und belegt eindeutig das milde Klima in diesem Teil der Pfalz.
Die ersten Weinlagen, durch die es geht, heißen Pechstein und Jesuitengarten, gefolgt vom Musenhang und dem Ungeheuer, der mit 33 Hektar Anbaufläche größten Einzellage in Forst. Den Hinweisschildern ist zu entnehmen, dass der Ungeheuer-Boden aus Buntsandstein vermischt mit Kalksteingeröll und Basalt besteht und das in der Regel Riesling angebaut wird, der feinfruchtig sei und von Weinkennern „eine hervorragende Mineralität und enorme Fülle“ bestätigt wird. Neben diesen Angaben findet man als Rundwanderer auf jedem Hinweisschild auch eine kleine Landkarte mit dem aktuellen Standort, zudem sind die Wege in einem wirklich vorbildlichen Maß gekennzeichnet, so dass man sich zwischen den unzähligen Rebzeilen kaum verlaufen kann.
Entlang der Rundwanderwege finden sich zudem in regelmäßigen Abständen und meist an sehr aussichtsreichen Stellen Bänke, die zum Verweilen. Der Lagenstein, ein Aussichtspunkt mit einer in Stein gefassten Übersichtskarte sowie die Weinbergsmadonna und das Hahnenböhler Kreuz sind weitere markante Punkte entlang des Weges.
Auch wenn die beiden Rundwanderungen nicht direkt durch die Forster Premiumlagen „Kirchenstück“ führen, lohnt sich für Weinfreunde doch ein kleiner Umweg, alleine um zu sehen, wo die besonderen Rieslinge wachsen. Die Nähe zum Dorf sorgt für eine lokalklimatische Sonderstellung, denn die Sandsteingebäude am Ortsrand und die das Kirchenstück umgebenden Sandsteinmauern speichern die Sonnenwärme über den Tag und geben diese bei Nacht wieder ab – und sie sorgen dafür, dass sich selbst noch in den letzten Oktobertagen Eidechsen auf ihnen Sonnen können.
Entlang dieser Mauer und durchs Dorf vorbei an zahlreichen Winzerhöfen, die neben Weinen aus dem Kirchenstück auch solche verkaufen, die man sich mit einem „normalen“ Geldbeutel leisten kann, geht’s zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung. (red)

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