– Ein Spaziergang durchs Karlstal lohnt zu jeder Jahreszeit –

Warum in die Ferne schweifen…“ lautet ein viel zitierter Spruch, den wir bei unserem heutigen Ausflugstipp beherzigt haben. Mit dem Karlstal bei Trippstadt liegt in der Verbandsgemeinde Landstuhl ein Ort, der einen Besuch wegen seiner landschaftlichen Schönheit mehr als lohnt und der den Vergleich nicht mit den Bundsandsteinfelsen im Dahner Land oder anderen touristischen Hotspots in der Pfalz nicht zu scheuen braucht.
Am bekanntesten und dementsprechend auch vielfach frequentiert ist der etwa einen Kilometer langen Abschnitt des Tals der Moosalb zwischen den ehemaligen Eisenwerken Mittel- und Oberhammer. Das obere Moosalbtal wird wegen seiner Industriedenkmäler zu Eisenverhüttung und Eisenbearbeitung auch Hammertal genannt, weil dort Hammerwerke standen, die mit dem Moosalbwasser angetrieben wurden.
Wer heute im zentralen Bereich des Karlstals bei Tripstadt unterwegs ist, glaubt sich in einer wildromantischen Schlucht, in der die Natur für spektakuläre Momente gesorgt hat. Das dem nicht so ist sondern die wilden Steinformationen und die kleinen Wasserfälle, über die die Moosalb fließt, teilweise ein Werk von Menschenhand ist, erfährt der Besucher sehr schön beschrieben auf einigen an den Parkplätzen aufgestellten Infotafeln.
1792 ließ Freiherr Karl Theodor von Hacke, dem damals Trippstadt gehörte, das Tal der Moosalb als Teil des Trippstadter Schlossgartens umgestalten. Damit beauftragte er Friedrich Ludwig von Sckell, der auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands die ersten Landschaftsgärten nach englischen Vorbild gestaltete. Über das Karlstal soll er als eines der schönsten Täler, die er in dieser Art gesehen habe, geschwärmt haben.
Auf Wunsch des Freiherrn nahm Sckell im rund einen Kilometer langen Zentrum der Schlucht Veränderungen vor und passte einen Wanderweg mit kleinen Holzbrücken und einem hölzernen Pavillon so in das Tal ein, dass der naturnahe Gesamteindruck eher noch verstärkt wurde. Das südwestlich unterhalb des Schlossparks liegende Karlstal sollte quasi dessen verlängerte natürliche Fortsetzung sein. Ursprünglich hieß es Wüstetal, dann erhielt es nach Freiherr Karl Theodor von Hacke den Namen Karlstal.
1833 wurde des Schloss samt seiner Besitzungen von der Industriellenfamilie von Gienanth erworben, die unter anderem im Pfälzischen Eisenberg ein Schloss besitzt, zu dem ebenfalls ein beachtenswerter Landschaftsgarten gehört, der der Öffentlichkeit allerdings nur zu besonderen Veranstaltungen zugänglich ist. Immerhin war das Karlstal schon Mitte den 19. Jahrhunderts auch bei Europas Hochadel ein Begriff. Eine Eisentafel am Taleingang weist auf entsprechenden Besuch hin: König Ludwig I. von Bayern, Großherzog Ludwig von Hessen-Darmstadt sowie Erzherzogin Hildegard von Österreich samt Gefolge besichtigten das Tal am 9. August 1862.
Das Karlstal als ehemaliger Teil des Landschaftsgartens blieb durch die Pflege und weitere Ausgestaltung durch Freiherr von Gienanth und seit 1890 durch den Pfälzischen Verschönerungsverein erhalten. Es wurde 1983 aufgrund seiner einzigartigen Flora, den beeindruckenden Felsformationen und seiner geologischen Bedeutung zum Naturschutzgebiet erklärt. Das kulturhistorisch bedeutsame Ensemble der Karlstalschlucht steht heute sogar unter Denkmalschutz.
Durch das Tal führen gleich mehrere Wanderwege, darunter auch der Prädikatswanderweg „Pfälzer Waldpfad“, der über 142 Kilometer von Kaiserslautern bis nach Schweigen-Rechtenbach führt. So weit wollen wir natürlich nicht wandern, sondern „begnügen“ uns ganz gemütlich mit einem der schönsten Wander- oder Spazierkilometer in der gesamten Pfalz. Start und Ziel ist bei der Klug’schen Mühle direkt an der L 500, wo es mehrere ausgewiesene Parkplätze gib. Das Hinweisschild „Karlstalschlucht“ weist uns den Weg. Nach dem Eingang zur Schlucht ermöglicht etwas später ein schmaler Pfad den Aufstieg zu einer Höhle, einer ehemaligen Klausnerei, die oberhalb in einem gewaltigen Blockmeer liegt. Durch ein enges Tal mit mächtigen Fels und Sandsteinblöcken fließt die Moosalb, der Weg führt über viele kleine Brücken mal auf der einen, mal auf der anderen Seite des Baches entlang. In der Mitte des Tales steht der Holzpavillon über dem Bach und bietet eine traumhafte Kulisse und eines der am meisten Fotografierten Motive im Pfälzerwald. Neben der Brücke, die zum Pavillon führt, ist eine in den Felsen gehauene, stark verwitterte Inschrift zu lesen: Sedulus ut unda constans ut saxa – Rastlos wie die Welle, standhaft wie der Felsen. Es handelt sich dabei vermutlich um einen Wahlspruch der Freiherrn von Gienanth. Des Weiteren befindet sich im Karlstal ein Stein mit der Inschrift Patrono huius loci – dem Patron dieses Ortes.
Der Weg durch das Herz der Schlucht ist rund ein Kilometer lang – und weil er so schön ist, drehen wir am Ausgang vor dem letzten Treppenaufgang, der zurück zur Landstraße führt, einfach wieder um und laufen zurück.
Ein Ausflug ins Kalrstal lohnt zu jeder Jahreszeit. Klar ist, das solch ein touristisches Aushängeschild gerade an schönen Sonntagen sehr gut frequentiert wird. Wer Zeit hat und das Tal in Ruhe auf sich wirken lassen will, sollte deshalb unter der Woche einen Abstecher nach Trippstadt unternehmen, auch oder vielleicht gerade bei leichtem Nieselregen wirkt das Tal um so romantischer. (red)

 

 

 

 

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