– Rund um den Eiswoog bei Ramsen –

Unser heutiger Ausflugstipp führt uns gleich zu zwei technischen Denkmälern, von denen eines ein echter Rekordhalter in der Pfalz ist. Wir umwandern den Eiswoog bei Ramsen und unterqueren dabei zwei Mal das Eistalviadukt, das den See und das Eisbachtal, in dem er sich befindet, überspannt.
Bei dem Viadukt handelt es sich immerhin um die längste Eisenbahnbrücke der Pfalz, auch wenn der letzte Zug über sie bereits 1988 gerollt ist. Die Brücke ist Teil der stillgelegten Bahnstrecke zwischen Ramsen und Enkenbach-Alsenborn, sie ist 271 Meter lang und ihre Pfeiler bis zu 36 Meter hoch. Errichtet wurde die Brücke erst Anfang der 1930er Jahre, die beiden Pfeiler und die Brücken-Widerlager bestehen aus Stahlbeton, überspannt wird das Tal von einer Fachwerkkonstruktion aus Stahlträgern, über die die Bahngleise verlaufen. Pläne, den Eisenbahnverkehr der 1994 zwischen Grünstadt und Ramsen reaktivierten Eistalbahn wieder über die Brücke zu führen, scheiterten an hohen Sanierungskosten. Die Züge enden seit 2001 unmittelbar östlich der Brücke, wo der neue Haltepunkt Eiswoog angelegt wurde, über den der Start- und Zielpunkt unserer Wanderung auch mit Nahverkehrszügen zu erreichen ist – derzeit recht günstig für neun Euro und beispielsweise am kommenden Sonntag ab 9.23 Uhr in Landstuhl mit zweimaligem Umsteigen in Neustadt und Freinsheim um 11.56 Uhr. Schneller – aber nicht so schön – ist die Anreise, wenn man über Kaiserslautern nach Enkenbach mit dem Zug fährt und ab dort den Bus an den Eiswoog nimmt. Dann verkürzt sich die Anreise auf 1 Stunde und 40 Minuten.
Start und Ziel unserer Rundwanderung ist am großen Parkplatz unmittelbar an der Landstraße 395, die von Ramsen nach Enkenbach durch den Stumpfwald führt, wie der nördliche Teil des Pfälzerwalds gennant wird.
Vom Parkplatz aus geht es zunächst in Richtung Seehaus-Forelle, ein Restaurant, dessen Preisniveau sich im Gourmet-Bereich befindet. Wir lassen das Restaurant rechts liegen und folgen einem gut ausgebauten Wanderweg, der direkt am östlichen Seeufer entlang führt. Bereits Anfang der 2000er-Jahre wurde der Weg derart umgestaltet, dass er auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden kann, eine barrierefreie Plattform führt auf den See hinaus und bietet einen schönen Ausblick. Nach knapp einem Kilometer erreichen wir das südliche Ende des Sees, den Eisbach, der den See speist, überqueren wir auf einem Steeg und gelangen nach rund 1,5 Kilometern gesamter Wanderstrecke an die Horst-Dörr-Hütte, eine geräumige Schutzhütte, die zur Einkehr einlädt.
Generell empfehlen wir aufgrund des Preisniveaus der Gastronomie direkt am See zumindest die Mitnahme von erfrischenden Getränken.
Weiter geht’s ab der Schutzhütte in nördliche Richtung, wobei wir nach rund einem Kilometer das Quellgebiet eines weiteren Zuflusses in den Eiswoog erreichen. Anschließend muss man leider für rund 100 Meter der Landstraße folgen, bevor der Weg wieder in den Wald eintaucht und man nach etwa 500 Metern das westliche Ende des Eistalviadukts unterquert, anschließend an einem alten Forsthaus die Landstraße nochmals überqueren muss um schließlich wieder an den Ausgangspunkt der Wanderung zu gelangen.
Die gesamte Wanderstrecke ist rund vier Kilometer lang und weist im Vergleich zu gekraxel im Dahner Felsenland keine wesentlichen Steigungen auf. Zumindest das Ostufer des Sees ist auch für Kinderwagen geeignet, eine Seeumrundung ist damit allerdings nicht empfehlenswert. Dafür lohnt die Wanderung auch bei hochsommerlichen Temperaturen, denn der See sorgt für ein kühles Mikroklima.
Übrigens stellt der Eiswoog selbst das zweite technische Denkmal dar, gehen seine Ursprünge doch auf einen Stausee zurück, der im Mittelalter unter der Regie des Klosters Ramsen angelegt wurde. Die Deichkrone, auf der sich heute das Seerestaurant befindet, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Eisenhütten-Besitzer Ludwig von Gienanth erhöht und damit das Stauvolumen des Sees vergrößert. Der Industrielle benötigte das Wasser für seine Eisenhütten in Eisenberg.
Der Eiswoog ist bis heute im Eigentum der Familie von Gienanth, sie ließ 1950/51 auch das Restaurant erbauen, an der Stelle eines Jagdhauses, das im zweiten Weltkrieg zerstört wurde, als versucht wurde, die Brücke zu bombardieren.
Am Start- und Zielpunkt unserer Wanderung befindet sich auch ein Haltepunkt der Stumpfwaldbahn, einer Feldbahn, die von einem Verein betrieben wird und die ebenfalls einen Ausflug wert ist. (red)

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