– Spannende Entdeckungstour für die ganze Familie –

Einem Zufallsfund, den zwei Bürger aus Erzenhausen vor nunmehr ziemlich genau 110 Jahre machten, verdankt das kleine Dorf ein Ausflugsziel der besonderen Art: Die so genannte Tropfsteinhöhle, die ziemlich genau in der geografischen Mitte zwischen Erzenhausen, Kollweiler und Schwedelbach in einem Wäldchen liegt. Freilich handelt es sich bei unserem heutigen Ausflugsziel nicht um eine Tropfsteinhöhle im klassischen Sinne sondern um einen ehemaligen Bergwerksstollen, der wohl in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt wurde – und danach für rund 200 Jahre in Vergessenheit geriet.
Erst als die beiden Bürger am Westhang des „Rautenart“ genannten Berges zwischen Erzenhausen und Kollweiler 1911 eine Quelle fassen wollten, stießen sie auf den Eingangsbereich eines Stollens, der rund 80 Meter tief in den Berg führt. Das Besondere an dem Stollen waren zahlreiche bis zu 20 Zentimeter lange „Tropftsteine“, die von der Stollendecke ragten. In den 200 Jahren, in denen der Stollen unentdeckt war, hatten sich die Ablagerungen durch das Wasser gebildet, das unaufhörlich von der Decke tropf – und die Quelle speiste, die die beiden Erzenhausener glaubten, entdeckt zu haben.
Startpunkt unserer kleinen Erkundung der „Tropfsteinhöhle“ ist im Schwedelbacher Ortsteil Pörrbach. Von der Talstraße aus folgt man zunächst den Beschilderungen, die zum Pörracher Friedhof und zur Tropfsteinhöhle führen, beziehungsweise den Pörrbacher Rundwanderweg markieren. Etwa 200 Meter hinter der Dorfgrenze folgen wir dem gut ausgebauten Wirtschaftsweg in Richtung Nordwesten an der Stelle, wo der Weg zum Friedhof nach links abbiegt. Nach etwa einem halben Kilometer stoßen wir auf den sehr gut markierten und neuen Musikantenweg durch die Verbandsgemeinde Weilerbach, dem wir ab diesem Punkt stetig in Richtung Jettenbach – nicht Kollweiler – folgen. Schließlich biegt unser Weg scharf nach links vom Wirtschaftsweg ab und führt recht steil rund 300 Meter durch ein Waldstück, bevor man den Treppenaufgang erreicht, der zur Tropfsteinhöhle führt.
Der Stollen und die Tropfsteine faszinierten die Menschen vor 100 Jahren ebenso wie heute noch, so dass man sich schon kurz nach der Entdeckung entschloss, die Höhle den Sommer über für Besucher frei zugänglich zu machen. Was sich freilich nicht sehr positiv auf die Tropfsteine auswirkte, die gerne als Souvenir mitgenommen wurden, so dass man sich heute schon bis in den hinteren Bereich der Höhle begeben muss, um einige kleinere Exemplare von der Decken hängen zu sehen.
Der Stollen kann über die Sommermonate frei besucht werden, im Herbst und Winter ist der Eingang durch eine Gittertüre verschlossen, da sich geschützte Fledermäuse die künstliche Höhle als Winterquartier auserkoren haben. Für den Zugang des in der Regel recht feuchten Stollens empfiehlt sich neben wasserdichtem Schuhwerk und einer Taschenlampe eine Bekleidung, wie sie nicht gerade für den sonntäglichen Kirchgang getragen wird, denn die Enge des Stollens, der an seinen höchsten Stellen kaum mehr als 1,80 Meter misst, führt unweigerlich dazu, dass Schultern und Arme und bisweilen auch der Kopf Bekanntschaft mit dem Fels machen.
Dafür kann man sich ein gutes Bild davon machen, wie Bergbau im 18. Jahrhundert funktionierte, denn der Stollen wurde, so deuten es die Bergbauhistoriker, fast ausschließlich manuell in den Fels getrieben, wozu die damaligen Bergleute als einzige Werkzeuge die so genannten Schlägel und Eisen hatten, also eine Art Meißel mit Holzstiel sowie ein Hammer. Aufgrund der Tatsache, dass sich im Stollen, von dem zwei kurze Seitengänge abzweigen, keine Abbauräume befinden, geht man davon aus, dass die Suche nach Erz an dieser Stelle erfolglos war.
Die „Tropfsteinhöhle“ ist nur eine von zahlreichen montanhistorischen Spuren im Nordpfälzer Bergland. Insbesondere die Zeit, in der auch der Erzenhausener Stollen entstand, zeichnet sich durch eine umfangreiche Suche Bodenschätzen in der Region aus. Gegraben wurde insbesondere nach Quecksilber und Kupfer sowie anderen Erzen und Mineralien, nachdem am Potzberg und am Moschellandsberg bei Obermoschel recht ergiebige Quecksilbervorkommen entdeckt worden waren. Allerdings verliefen die allermeisten Schürfungen absolut erfolglos, so dass die Erkundungen spätestens um 1830 in der Nordpfalz eingestellt wurden. (red)

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